Am 27.09.2023 trafen sich über 75 Teilnehmer bei der LEG Thüringen im COMCENTER Erfurt zum 7. Thüringer Maschinenbautag. Die Veranstaltung richtete sich speziell an Unternehmen und Fachleute aus der Maschinenbauindustrie und bietet eine Plattform für den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Innovationen in diesem Bereich.
Nick Sohnemann, Gründer und Managing Director der FUTURE CANDY GmbH gab in seinem Keynote-Vortrag „Highway to hell or Future“ einen Blick auf die Zukunft des Maschinenbaus. Er ging auf die Bedeutung von Moonshots ein. Er verwendet den Begriff „Moonshots“ als Metapher für innovative und ambitionierte Ideen und Projekte, die große Herausforderungen angehen und bahnbrechende Lösungen suchen. Der Begriff leitet sich von dem Ziel der NASA ab, Menschen zum Mond zu schicken, was als ein extrem ehrgeiziges und technologisch fortschrittliches Unterfangen galt. Moonshots gehen also über herkömmliche Denkmuster hinaus und streben radikale Veränderungen an.
Nachfolgend stellte Dr. Andreas Patschger ausgewählte Projekte und Aktivitäten Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM) vor. Dabei ging er insbesondere auf ressourcenneutrale Produktionslösungen für Thüringens Zukunft ein. Außerdem stellte er das Netzwerk der Cross-Cluster-Initiative (CCIT) und das Netzwerkforum der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung vor.
Anschließend startete der erste Vortragsblock. Heiko Rittweger von Rittweger und Team GmbH stellte in seinem Vortrag das Verständnis von Circular Economy im Maschinenbau in den Mittelpunkt. Anhand eines Beispiels des Unternehmens NOVO-TECH verdeutlichte er die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft von Rohstoffen für die zukünftige Produktion.
Lena Schneider von der HS Schmalkalden stellte das Projekt PUDIS (Plastic packing Unique Device Identification System) vor, in dem ein Markierungs- und Codierungssystem entwickelt wurde, welches in Spritzgießwerkzeugen integriert werden kann. Sie erläuterte in ihrem Vortrag die Produktionsweise des Markierungssystems und ging auf die damit verbunden Herausforderungen ein.
Enrico Jakusch, Geschäftsführer Drehtechnik Jakusch GmbH, und Eirik Otto, Batix Software GmbH, stellten ihre Softwarelösung für eine nachhaltige und automatisierte Fertigungssteuerung in der Zerspanung vor. Ziel des KI-basierten Energiemanagementsystems ist es, eine effiziente und nachhaltige Nutzung von Energiequellen zu gewährleisten, um damit die Umweltbelastung zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Durch ein kontinuierliches Monitoring aller Energieverbraucher kann der Energiebedarf für die Herstellung jedes einzelnen Bauteils vorhergesagt werden. Durch die Verlegung der Fertigung in sonnenreiche Tageszeiten, in denen die hauseigene Photovoltaikanlage viel Strom produziert, sinkt der Stromverbrauch um ca. 30%. Weitere Maßnahmen, wie die Reduktion des Vorschubs beim Drehen und Fräsen, verlängern zwar die Fertigungszeiten, aber der Energie- und Materialeinsatz und damit den CO₂-Fußabdruck verringert sich erheblich. Damit unterstützen die Unternehmen ihre Kunden aktiv bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele.
Eine lange Kaffeepause diente der Vernetzung der Teilnehmer und dem Besuch der Begleitausstellung. In ihr hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich über Lösungsansätze für eine intelligente und ressourcenschonende Produktion der Unternehmen und über neuste Projektergebnisse der Forschungseinrichtungen zu informieren. Das Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau war mit den Modellfabriken Prozessdaten, Virtualisierung und Smarte Sensorsysteme sowie den KI-Trainern vertreten.
Quelle: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau
Nach der Pause startete der zweite Vortragsblock. Modesto M. Pesavento, Geschäftsführer von EPROPLAST GmbH, berichtete über den Wertstoffkreislauf in der Kunststoffindustrie. Durch ressourceneffiziente Fertigung und Verwendung von recyceltem PET kann die Neuproduktion von Kunststoffen erheblich reduziert und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Umwelt verringert werden. Das Unternehmen produziert und entwickelt Standard- und individuelle Kundenflaschen aus PET.
Im Anschluss daran gewährten Daniel Pfeffer und Steffen Otto der Seitec GmbH einen Einblick in die flexible, modulare und ressourcenschonende Automatisierung von Sortierungs- und Bestückungsprozessen. Die Seitec GmbH ist ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von Automatisierungslösungen, innovativen Maschinenbau sowie digitale Transformation im Bereich der Fertigungs- und Prozessindustrie spezialisiert hat. Das Leistungsspektrum umfasst die Entwicklung und Produktion von kundenspezifischen Komplettlösungen für die Automatisierung, die in enger Zusammenarbeit mit den Kunden und entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Branche entstehen.
Dr. Simon Jahn von ifw Jena sprach über die kreislaufoptimierte Prozesskette für die additive Fertigung. Dieses Verfahren kommt z.B. bei der Fertigung von metallischen Werkzeugen zum Einsatz. Die Fertigungstechnik und die Werkstofftechnik stehen im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten des Instituts.
Das anschließende Get-together nutzten die Teilnehmer für ausführliche Gespräche und zum Netzwerken.
Der 7. Thüringer Maschinenbautag bot Einblicke in die Zukunft des Maschinenbaus. Thematisch wurde auch die Frage der Nachhaltigkeit angesprochen. Die Notwendigkeit, ressourcenschonende Produktionsprozesse zu implementieren und energieeffiziente Maschinen zu entwickeln, war ein weiterer wichtiger Schwerpunkt. Diese Diskussionen unterstrichen die Verantwortung der Branche für die Umwelt und die Notwendigkeit, nachhaltige Lösungen zu finden.
Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit mit den Akteuren der Branche.
Veranstaltet wurde das Event vom Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM) und dem Thüringer ClusterManagement (ThCM).
Bildquellen
- 7. Thüringer Maschinenbautag: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau
- Vernetzung in der Pause: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau