Von allen Obstsorten hat der Apfel flächenmäßig und ökonomisch in Deutschland die größte Bedeutung. Die Apfelbäume sind im Jahresverlauf einer Vielzahl von abiotischen und biotischen Umweltreizen und Stresssituationen ausgesetzt. Auf zu großen Trockenstress reagiert der Apfel mit dem frühzeitigen Abwerfen von Früchten und Blättern. Ebenso fördert ein ungünstiges Mikroklima den Befall mit pilzlichen oder tierischen Schaderregern. Zu starke Sonneneinstrahlung in Kombination mit hohen Lufttemperaturen in der Plantage führen in zunehmendem Maße zu Problemen. All diese Faktoren führen zu einem deutlich verringerten Apfelertrag.
Problemstellung
Ein rechtzeitiges Erkennen solcher Stresssituationen ist wichtig, um schon früh geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Sensordaten bilden die Grundlage für die Identifikation von Gegenmaßnahmen mit dem Ziel, den Ertrag und die Fruchtgröße zu optimieren und den Anbau schonender und wirtschaftlich rentabler zu machen. Um dies zu erreichen, ist es wichtig, die stressauslösenden Umweltparameter so präzise wie möglich mit Hilfe von Sensoren zu erfassen und auszuwerten.
Quelle: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau
Zielsetzung
Im Projekt wurde auf einer ökologisch bewirtschafteten Apfelplantage bei der Obstland Dürrweitzschen AG ein drahtloses Messsystem aus verschiedenen Sensorknoten installiert. Diese wurden auf Basis einer modularen IoT-Plattform realisiert. Die Knoten messen an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Höhen in der Plantage das Mikroklima (Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Blattfeuchte, photosynthetisch aktive Strahlung) sowie im Boden den volumetrischen Wassergehalt im Wurzelraum.
Lösung
Herzstück des Messnetzes ist ein Funkmodul auf Basis 6LoWPAN (2,4GHz), das zusammen mit verschiedenen speziell entwickelten Messmodulen den Sensorknoten bildet. Andere Kommunikationsstandards wie NB-IoT oder LoRa sind ebenso möglich, werden bei Obstland aber nicht benötigt. Die erfassten Sensordaten werden an ein solar-gestütztes Gateway gesendet, dort zwischengespeichert und in einstellbaren Intervallen per Mobilfunkverbindung an einen Datenbankserver übertragen. Die Daten werden anschließend analysiert und grafisch aufbereitet. Die Visualisierung wird in einem Dashboard dem Nutzer zur Verfügung gestellt. Konkret sollen damit bei Obstland Fragen zu Auswirkungen unterschiedlicher Bodenbearbeitungsszenarien beantwortet werden.
Vorteile dieser Lösung
- Kostengünstige und kleinräumige Erfassung verschiedener Umwelt- und Wachstumsfaktoren in der Landwirtschaft
- Online-Zugriff auf die erfassten Messwerte
- Frühzeitige Erkennung von Pflanzenstress
- Ressourcenschutz durch bedarfsorientierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Bewässerung
- Ertragssicherheit wird erhöht
Das Unternehmen
Die Obstland Dürrweitzschen AG ist ein mittelständiges Unternehmen unter anderem im Bereich der Landwirtschaft und sachsenweit einer der größten Erzeuger von frischem Obst und Fruchtsäften. Auf einer Fläche von mehr als 1500 ha wird ein großes Sortiment produziert, u.a. Äpfel und Birnen, sowie Kirschen, Strauchbeeren und Haselnüsse. Außerdem ist die Obstland Dürrweitzschen AG im Bauwesen, in der Elektro-, Energie- und Gebäudetechnik sowie in der Wohnungsverwaltung tätig und beschäftigt rund 380 Mitarbeiter.
Themenfeld
- Daten, Informationen und Wissen in der Digitalisierung
Hauptschwerpunkt
- Internet of Things (IoT)
- Sensorik
Beteiligte
Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau, Modellfabrik Smarte Sensorsysteme
Kontakt
Wolfram Kattanek
E-Mail: kattanek@kompetenzzentrum-ilmenau.de
Steckbrief
Bildquellen
- Sensorik im Apfelbaum: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau
- Sensoren im Boden: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau
- Solarpanel: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau
- Sensorik: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau