Die EU hat einen Entwurf für eine KI-Verordnung erarbeitet – den AI Act -, mit dem sie sicherstellen will, dass KI verantwortungsvoll und sicher eingesetzt wird. Mit dem AI-Act soll ein neues Gesetz folgen, das europäische Unternehmen zu bestimmten Regeln verpflichtet.
Dies wirft natürlich aus Sicht der KI-Anbieter und -Anwender viele Fragen auf. Darum organisierten das Thüringer ClusterManagement der LEG Thüringen und die Modellfabrik Vernetzung des Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau einen Workshop mit Experten und lud zum Diskutieren und Vernetzen in den Newtonbau der TU Ilmenau ein.
Eines vorweg: die geladenen Referenten schätzten den AI Act weniger als Blockade ein, sondern sahen ihn eher als KI-Beschleuniger. Voraussetzung ist allerdings, dass das Gesetz zwar reguliert, aber nicht überreguliert und damit Innovationen verhindert. Dies beschrieb auch Kai Pascal Beerlink, Referent für Künstliche Intelligenz des BITKOM e.V. in seinem Vortrag zu den Hintergründen des AI Acts.
Dies deckte sich, wie in der anschließenden regen Diskussion ersichtlich wurde, auch mit den Erfahrungen der 29 Gäste, unter denen sowohl Softwareproduzenten als auch Anwender und Multiplikatoren mit Schwerpunkt KI waren. Aktuell besteht das Interesse zu dem Thema vor allem auf der KI-Anbieterseite. Die Sorge ist, ob Produkte auf Basis von KI oder programmierte intelligente Software dem AI Act Stand halten.
Sobald hier Klarheit herrscht und die Produkte gegebenenfalls angepasst wurden, zeigt sich der positive Einfluss des AI Acts: das Vertrauen der Nutzer. Viele Unternehmen haben (noch) kein tiefgreifendes Verständnis von KI und fürchten um Geheimhaltung und ihre Daten. Eirik Otto von der Batix Software GmbH zeigte anhand von Beispielen aus der Praxis, wie KI derzeit von KMU genutzt wird. Er berichtete von einem Unternehmen, welches die Zugangskontrolle mittels Gesichtserkennung durch Künstliche Intelligenz löste. Auch eine Kontrolle des Tragens von Schutzausrüstung in Laboren oder gefährlichen Bereichen sei denkbar. Hier kam direkt der Einwand aus dem Publikum, was mit den Daten sei. Die KI wird mit den Bildern der Mitarbeiter trainiert. Wie sicher ist das?
Eine EU-Regulierung könnte bei diesen Bedenken Abhilfe schaffen. Jedoch: derzeit fehlt es noch an einer Zertifizierung. Das Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau arbeitet derzeit mit der Phnx Alpha GmbH und dem TÜV Thüringen an der Möglichkeit einer Zertifizierung von KI-Modellen. KI-Trainer Maximilian Rohe und Phnx-Alpha-Geschäftsführerin Konstanze Olschewski zeigten in ihrem Vortrag zu einem aktuell laufenden Digitalisierungsprojekt, wie so etwas aussehen kann und auf welche Grundlagen man aufbauen kann (Erfahren Sie hier mehr zum Projekt).
Derzeit gibt es jedoch noch eine Hürde, die genommen werden muss: es fehlen Experten, die zum AI-Act rechtlich sicher beraten. Voraussichtlich werden die Übergangsfristen eher kurz sein, anders als beispielsweise bei der DSGVO-Verordnung. Klarheit wird wohl erst nach Inkrafttreten der endgültigen Fassung des Gesetzestextes bestehen.
Titelbild: © Mathias Eiber (Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau)
Bilder Galerie: © Roxana Jung (Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau)