Die Institution „Ausbildung“ muss mit der Zeit gehen. Digitalisierung ist die Antwort. Am 29.08.2018 fand an der VHS Gotha ein Workshop zum Thema „Ausbildung digital managen und organisieren“ statt. Bereits zur Begrüßung sprach Michael Pruss über eigene Erfahrungen im Umgang mit den Jugendlichen. In seinem Unterricht sei das Benutzen von Smartphones ausdrücklich erlaubt. Wichtig sei jedoch, die Regeln für den Umgang mit neuen Medien von Beginn an eindeutig zu kommunizieren. Klar dürfen die Schüler mal schnell einen Anruf annehmen. Aber nur, wenn sie zügig und ohne andere zu stören den Raum zum Telefonieren verlassen.
„Ausbildung sollte neu gedacht werden – im Sinne der Digitalisierung“, so Pruss. Es gäbe Unternehmen, die ihre Azubis über Zeitungsanzeigen suchen und sich dann wundern, warum sie keine Bewerber haben. Lieber zielgruppengerechte Medien wählen, empfiehlt er.
Im Anschluss sprach Maxim Reimche von der Modellfabrik Vernetzung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Ilmenau über zwei Thüringer Unternehmen, die die Digitalisierung erfolgreich gemeistert haben und nun effizienter arbeiten als zuvor. Dabei betonte er, dass die Unternehmen immer agiler auf Veränderungen der Nachfragesituation reagieren müssen. Die richtigen Informationen müssen also möglichst schnell an den richtigen Punkt kommen: zu dem Mitarbeiter in der Produktion, denn dort werden sie tatsächlich gebraucht. Im Umkehrschluss bedeuted dies, dass diese MItarbeiter immer häufiger mit digitalen Endanwendungen in Berührung kommen. Daher ist es vorteilhaft, Digitalisierung bereits in der Ausbildung zu integrieren.
Der darauffolgende Workshop bot mit dem „World Café“ eine Plattform für den Erfahrungsaustausch der Ausbilder aus verschiedenen kleinen und mittleren Unternehmen. Sie diskutierten über Probleme, Chancen und Risiken von Digitalisierungsmöglichkeiten für Berufsausbildungen. Bereits zu Beginn wurde schnell klar: die anwesenden KMU stehen auf dem Weg zur Digitalisierung an ganz unterschiedlichen Punkten. Es wurden Tipps gegeben, Software empfohlen und Erfahrungen aus dem Berufsalltag ausgetauscht.
Die Ausbilder wünschten sich mehr Unterstützung aus der Politik. Die Entwicklung ist sehr schwerfällig, oft müssen sie in einer Vorreiter-Rolle agieren um mit der Zeit gehen zu können. Bestes Beispiel: der Ausbildungsnachweis (auch: „Berichtsheft“). Erst seit 2017 ist es erlaubt, das Berichtsheft digital zu führen. Berufsschullehrern, die gern ein „digitales Klassenbuch“ führen möchten, werden Hürden in den Weg gestellt. Und auch wenn es bereits möglich ist, während der Lehre eine App statt einem Tabellenbuch zu benutzen: die Prüfung bleibt (vorerst) analog.
Die Entwicklung in Richtung Digitalisierung wird jedoch voranschreiten, da sind sich alle einig. Und das liegt nicht zuletzt an den Azubis, die mit Smart Devices aufgewachsen sind und für die der Umgang mit Tablet & Co. selbstverständlich ist. Das JOBSTARTER plus-Projekt „A 4.0 – betriebliche Bildung für die Industrie 4.0“ unterstützt KMU bei dieser Entwicklung und steht bei Fragen gern zur Verfügung.