Die Veranstaltung, welche vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) gemeinsam mit der LEG Thüringen veranstaltet wurde, lud 130 Gäste und Experten aus Thüringen zu einem regen Austausch ein.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Thüringens Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee, welcher von eigenen Erfahrungen mit KI berichtete, und darauf hinwies, dass es von größter Wichtigkeit sei, einen Wertekanon für die KI zu entwickeln.
Prof. Ulrich Schlickewei von der Hochschule Augsburg riet in seinem Vortrag „Angewandte KI für den Mittelstand“ den anwesenden KMU, das Rad nicht neu erfinden zu wollen. Denn die Entwicklung von KI benötigt eine große Datenbasis und oft auch mehrere Versuche, bis das gesetzte Ziel durch maschinelles Lernen erreicht werden kann. Für viele der benötigen Anwendungen gibt es jedoch bereits Ansätze oder Lösungen, was Zeit und Geld sparen kann.
Dr. Mauricio Matthesius, Geschäftsführer vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau, gab auch gleich verschiedene Beispiele aus der Praxis für Mittelständler, zum Beispiel wie man eine bereits in die Jahre gekommene Schleifmaschine fit für Digitalisierung und KI machen kann. Dass KI bei weitem kein neues Thema darstellt und der Wunsch der Menschheit nach Automation, Robotik und künstlicher Intelligenz schon sehr alt ist, verdeutlichte er mit einem Beispiel– wenn auch mit einem Augenzwinkern.
So findet sich bereits in der griechischen Mythologie mit dem Bronzeriesen Talos, welcher automatisch die Insel Kreta umkreiste und mittels Objekterkennung feindliche Schiffe erkennen und diese mit Steinen bewerfen konnte, ein Beispiel für eine intelligente „Maschine“. Er wies darauf hin, dass die KI die Menschen am Arbeitsplatz nicht ersetzen soll, sondern viel eher eine Lösung für die fehlenden Arbeitskräfte, die aus dem demografischen Wandel resultieren (vgl. Grafik), darstellt.
(Quelle: Statistisches Bundesamt)
Frau Dr. Katharina Anding aus dem Fachgebiet Qualitätssicherung und industrielle Bildverarbeitung stellte ein Anwendungsbeispiel aus der Forschung vor. Durch intelligente Gesteinserkennung im Schüttgut können für den Betonbau schädliche Steine aussortiert und damit später Millionenschäden im Betonbau verhindert werden
Noch näher an der Praxis war Christian Schilling, Mitarbeiter bei 3D-Schilling und in der Modellfabrik Produktionssteuerung, mit seinem Vortrag „KI und ländlicher Raum“.
Er beschrieb, wie KI für Nachhaltigkeit eingesetzt werden kann. Anhand von Wetterprognosen und Veranstaltungen in der Region könnte eine KI-Anwendung genau berechnen, wie viele Brötchen der Bäcker um die Ecke an welchem Tag verkauft. Das reduziert die Lebensmittelverschwendung durch Überproduktion und steigert den Gewinn des Bäckers.
Prof. Dr. Denzler (FSU Jena und Michael Stifel Center Jena) wies jedoch darauf hin, dass derzeit noch eine große Lücke zwischen Forschung und Praxis existiert. Transfermaßnahmen, wie beispielsweise im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau oder im Thüringer Kompetenzzentrum Wirtschaft 4.0, können hier die Lösung sein.
Im Anschluss stellte Prof. Dr. Kai-Uwe Sattler, Prorektor der TU Ilmenau, in seinem Vortrag die Herausforderungen für Wissenschaft und Forschung in Data Science vor.
Das Schlusswort gab die Staatssekretärin des TMWWDG, Frau Valentina Kerst. Sie stellte fest, das sich Thüringen auf dem Gebiet der KI definitiv nicht verstecken muss. Die vielen Praxisbeispiele des Thüringer KI Forum zeigten, dass Thüringen – unterstützt durch die Digitalstrategie des Landes – hier eine Vorreiterrolle spielt.
Das Thüringer KI-Forum war eine gelungene Veranstaltung, die Raum zum Dazulernen und diskutieren bot. Über eine Wiederholung im nächsten Jahr, bei der man die Fortschritte der Entwicklung zu diesem Jahr sehen kann, würden wir uns sehr freuen.