Scrum bezeichnet seit einigen Jahrzehnten nicht nur einen Spielzug im Rugby, der wörtlich übersetzt „Gedränge“ bedeutet. Es hat sich auch als eine agile Methode für Projektmanagement durchgesetzt, die immer mehr Anwendung findet. Jedes zweite deutsche Unternehmen setzt in der IT auf agile Projektmanagementmethoden. Die überwiegende Mehrheit davon setzt wiederum auf Scrum.
Doch was genau ist Scrum eigentlich?
Eine wichtige Grundlage ist die Selbstorganisation der Teammitglieder – einen Projektleiter im traditionellen Sinne gibt es nicht. Die konkrete Anwendung basiert auf Erfahrung und das Vorgehen findet schrittweise in sich wiederholenden Etappen statt. Diese Etappen werden auch Sprints genannt, deren Dauer immer gleich ist und die vor Beginn der Bearbeitung festgelegt wird.
Die drei wichtigsten Rollen im Scrum-Prozess sind Product-Owner, Scrum-Master und das Team selbst. Der Product-Owner stellt den Auftraggeber dar, der fachliche Anforderungen vorgibt. Der Scrum-Master koordiniert das Team und ist für das Prozessmanagement zuständig, indem er dem Team den Rücken freihält und etwaige Hindernisse abklärt und aus dem Weg räumt. Das Team selbst ist eine heterogene Gruppe ohne starre hierachische Strukturen.
Um ein Projekt starten zu können, müssen zuerst die Anforderungen an das Produkt definiert werden. Diese Requirements werden priorisiert und anschließend in einer Liste, dem sogenannten Product-Backlog, festgehalten. Dieses Backlog ist allerdings nicht starr, sondern kann im Laufe des Prozesses an veränderte Umstände angepasst werden.
Bevor nun ein Sprint, also eine Projekt-Etappe, gestartet wird, findet das sogenannte Sprint Planning statt. Hier wird die nächste Projektetappe mit den konkreten Teilaufgaben geplant. Als Ergebnis dieser Planung wird der Sprint Backlog erstellt. Wenn feststeht, welche Aufgaben für die nächste Etappe gelöst werden sollen, kann der Sprint und damit die Abarbeitung der Aufgaben beginnen.
Um einen Überblick über den aktuellen Stand des Projekts zu bewahren, finden Daily Scrums statt. Dies sind tägliche 15-minütige Meetings, während denen die Entwickler vom derzeitigen Entwicklungsstand ihrer Teilaufgabe berichten. Durch den Austausch können Probleme und dazugehörige Lösungen schneller aufgezeigt werden.
Nach jedem Sprint werden dem Product-Owner (und den Stakeholdern wie etwaigen Kunden) die Ergebnisse, oder auch Increments, präsentiert. Dies geschieht in Sprint-Reviews, deren Feedback dann in das Sprint Planning des nächsten Sprints einfließt und die nächste Iteration steht somit schon in den Startlöchern.
Wer hat es konzipiert? Wie ist man darauf gekommen?
Entwickelt wurde die Scrum-Methoden in den 1990er Jahren von den US-Amerikanischen Software-Entwicklern Ken Schwaber und Jeff Sutherland. Beide standen damals vor der Frage, wie sich die Produktion von Software effizienter gestalten ließe. Der Anlass: Laut der ersten CHAOS-Studie der Standish Group von 1994 scheiterte damals rund ein Drittel aller IT-Projekte vorzeitig, und nur 16 Prozent aller Projekte erreichten ohne Mängel das angestrebte Entwicklungsziel.
Sie entwickelten eine neue, agile Arbeitsweise, die von der Arbeit zweier japanischer Professoren, Ikujirō Nonaka und Hirotaka Takeuchi, inspiriert war. Deren Vision war es, dass mehrere stark performende Firmen mit hoch gesteckten Zielen in einer selbstorganisierten Arbeitsweise und einer unterstützenden Rolle des Managements eng zusammenarbeiten können. So wurde zusammen mit der Berufserfahrung von Schwaber und Sutherland die Methode Scrum entwickelt, die viele Jahre später in ausgebauter und standardisierter Form eines Konferenzbeitrags vorgestellt wurde, worauf 2002 ein Buch und 2010 der erste Scrum Guide folgten.
Vor- und Nachteile
Jeff Sutherland sieht als große Vorteile der Methode eine Entlastung der Projektbeteiligten sowie bessere Projektergebnisse in einer kürzeren Zeit. Dies scheinen auch Umfragen unter Firmen zu ergeben, die die Scrum-Methode getestet haben oder bereits regelmäßig anwenden. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen bestätigten sowohl einen Anstieg in Qualität als auch Quantität von Projektergebnissen. Dies führte auch schnell zu zufriedeneren Kunden, welche enger in den Produktionsprozess eingebunden wurden, deren Feedback schneller eingearbeitet wurde und so Fehler häufiger rechtzeitig identifiziert werden konnten.
Man muss aber auch mit negativen Aspekten rechnen, wenn man Scrum im eigenen Unternehmen einführt. Scrum fordert, dass alle Teammitglieder vielfältige Aufgaben eines Sprints bearbeiten können. Jemand, der sich exklusiv als Tester, Programmierer oder Architekt sieht, passt nicht optimal in ein Entwicklungsteam nach Scrum. Ein gutes Team kann das berücksichtigen und die Nachteile kompensieren. Für ein weniger erfahrenes Team können solche Mitarbeiter schwierig sein.
Welche Branchen nutzen es am meisten? Gibt es bestimmte Firmen, die für die Nutzung bekannt sind?
Auch wenn die Ursprünge der Scrum-Methode im IT- und Softwareentwicklungsbereich liegen, übernehmen immer mehr Firmen anderer Bereiche typische Abläufe dieser Art des Projektmanagements. Agiles Arbeiten scheint ein Trend zu sein, den immer mehr Branchen für sich entdecken, um sich schneller an Kunden- und Marktanforderungen anzupassen und bessere Produkte herzustellen. Scrum kommt hier zugute, dass es die am weitesten verbreitete agilen Arbeitsmethode ist. Diese Stellung etabliert sich nicht zuletzt, da große Firme wie Sony Technology, Siemens sowie Mitsubishi auf Scrum setzen und auch öffentlich von ihren Erfahrungen bekannt machen.
Welche Alternative gibt es zu Scrum?
Neben Scrum gibt es weitere agile Projektmanagementmethoden. Eine der bekanntesten darunter ist die sogenannte Kanban-Methode. Hierbei wird sich eine Visualisierung des Arbeitsprozesses zu Nutze gemacht: Aufgaben eines Projekts werden in einzelne Teile gegliedert, auf eine Karte vermerkt und an ein sog. Kanban-Board angebracht. Der Arbeitsprozess wird ebenfalls unterteilt und als Spalten am Board dargestellt. So kann jede Teilaufgabe einem spezifischen Prozess zugeteilt werde.
Kanban basiert damit auch auf selbstorganisierten Teams, die transparent Arbeiten und Aufgaben unterteilen, jedoch lassen sich trotzdem einige Unterschiede im Ablauf der Methoden erkennen, denn gibt es bei Kanban z.B. keine zeitlichen Reglementierungen.
Neben Scrum und Kanban gibt es noch weitere agile Ansätze, die teilweise auch aufeinander basieren oder kombiniert werden. Jedes Team, das agil arbeiten möchte, muss für sich die Methode(n) und Ansätze finden, die es dabei unterstützen das Projektziel möglichst effizient zu erreichen. Es gibt keine Methode, die für alle Projekte ähnlich funktioniert, weswegen man ausprobieren und variieren muss, um die beste Lösung zu finden.
Hinweis: Dieser Beitrag bietet einen kurzen Einblick in das Thema und bezieht sich auf den Scrum Guide 2017.
Quellen:
https://t3n.de/news/agile-methoden-unternehmen-in-deutschland-schwoeren-auf-scrum-1112556/
https://www.youtube.com/watch?v=P_6Orv3R9Mg
https://karrierebibel.de/scrum-methode/
Bildquellen
- Scrum-Methode für agiles Projektmanagement: (© Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau)
- Scrum Aufgabentafel: (© Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau)