Seit 2003 veröffentlicht die Förderbank KfW jährlich deren Digitalisierungsberichts des Mittelstands. Dieser Bericht liefert repräsentative und zuverlässige Aussagen der derzeitigen Digitalisierungssituation deutscher KMU, und schafft es den aktuellen Stand realitätsgetreu aufzufassen. Die aktuelle Corona-Situation könnte zukünftige Entwicklungen stark beeinflussen.
Positive Nachrichten des vor kurzem veröffentlichten Berichts für 2019 sind, dass sich Digitalisierungsprojekte zunehmend im Mittelstand verbreiten. Im Zeitraum von 2016 bis 2018 wurden 40 Prozent der mittelständigen Projekte im Bereich der Digitalisierung von KMU erfolgreich abgeschlossen. Das entspricht einer Zahl von 1,5 Millionen. Dabei sind Größe und Wirtschaftszweig der Unternehmen egal, diese Zahl verteilt sich gleichmäßig über alle befragten Unternehmen.
Eine weniger positive Nachricht ist allerdings, dass Digitalisierungsausgaben seit Jahren unverändert niedrig bleiben. Sie lagen im letzten Jahr bei ca. 19 Milliarden Euro. Im Vergleich zu Ausgaben für traditionelle Innovationen (34 Milliarden Euro) oder Investitionen für Gebäude und Maschinen (220 Milliarden Euro) ist diese Zahl nur ein Bruchteil davon. Auch wenn also Schritte der Digitalisierung gegangen werden, sind diese noch sehr klein.
Weiterhin ist anzumerken, dass vor allem große Mittelständler und Unternehmen, die bereits zu den technologischen Vorreitern zählen, Spitzenreiter der Digitalisierung sind. Es droht eine Spaltung des Mittelstands und die KfW merkt an, dass kleinere Unternehmen so abgehängt werden können. Ein gesamtwirtschaftlicher Effekt kann jedoch nur realisiert werden, wenn eine positive und spürbare Wirkung bei allen KMU eintritt. Hemmnisse dieser gleichmäßigen Entwicklung sind vor allem Fragen in den Bereichen Datenschutz und -sicherheit sowie nicht ausreichende IT-Kompetenzen und Finanzierungsschwierigkeiten.
Allerdings kann das aktuelle Bild durch die Corona-Pandemie maßgeblich verändert werden. Die derzeitige Situation treibt die Digitalisierung stark voran, da viele Unternehmen jetzt zu neuen Maßnahmen gezwungen werden und bisherige Arbeitsweisen teilweise kurzfristig anpassen müssen. Das Home-Office oder virtuelle Möglichkeiten der Zusammenarbeit sind derzeit neue Normalität. Es werden digitale statt analoge Verbreitungswege bevorzugt. Bisher selbstverständliche Arbeitsabläufe werden hinterfragt. Diese Änderungen werden sich auch nach der Krise halten und mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterentwickeln, da der Vorteil dieser Arbeitsweise gerade vielen verdeutlicht wird.
Dementsprechend kann man auf die Zahlen des Digitalisierungsberichts im nächsten Jahr gespannt sein. Der ausführliche Bericht für das Jahr 2019 lässt sich unter folgendem Link abrufen: https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Digitalisierungsbericht-Mittelstand/KfW-Digitalisierungsbericht-2019.pdf