„Die Arbeitswelt ist unglaublich komplex geworden“, erklärt Ralf Klinkowski, Mitarbeiter der Ernst-Abbe Hochschule Jena und der Modellfabrik 3D-Druck, Individualisierte Produktion und Digitale Arbeitswelten im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau. Im Rahmen des Stammtischs „Arbeitswelt 4.0“ der Modellfabrik Migration am 10. Januar diskutierten vor diesem Hintergrund Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft die Herausforderungen, die auf kleine und mittlere Unternehmen in den nächsten Jahren zukommen.
Veränderte individuelle Ansprüche an Arbeits- und Lebensentwürfe bedingen flexible Arbeitszeitmodelle, aber auch technologische Veränderungen der Arbeitsplätze und deren Vernetzung. Prozesse erfolgen individualisiert, hochautomatisiert und vernetzt, virtuell-real, hocheffizient und hochflexibel. Kommunikation findet nicht nur Mensch-zu-Mensch und Mensch-zu-Maschine statt, sondern ebenso zwischen den Maschinen und in dezentralen Prozessen. Cyberphysische Systeme sind keine Fantasie der Science-Fiction-Film-Industrie, sondern in vielen industriellen Unternehmen bereits Alltag in der Produktion.
Rechtliche Fragen hinken den technischen Entwicklungen hinterher. Wer am Computer arbeiten kann, darf oftmals schon mobil arbeiten. Wer an der Maschine steht, ist zumeist noch örtlich gebunden. Doch selbst die unflexible 3-Schichten-Produktion der Industrie sucht bereits nach Wegen der Engpassauflösung mittels optimierter Maschinenbelegung.
Dass Digitalisierung nicht gleich Automatisierung ist, stellt Ralf Klinkowski am praktischen Beispiel dar: „In den KMU der Region finden wir häufig sehr automatisierte Anlagen.“ berichtet er. Möchte man dem Szenario der Industrie 4.0 folgen, bedingt dies jedoch sowohl Automatisierung wie auch Digitalisierung(also die Umwandlung analoger in digitale Formate). Für die Unternehmen heißt dies unter anderem eine weitere intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Daten. Eine anschauliche Verbindung von Digitalem und Automatisierung bietet der von Adidas 2015 vorgestellte Laufschuh Futurecraft 4D. Neben der individuellen Design-Anpassung des Schuhs, wird die Sohle mittels innovativer additiver Technologien (3D-Druck) hergestellt.
Er betont aber auch, dass Arbeit 4.0 keine rein technische Veränderung beschreibt. Auch Wertewandel und Migration spielen hier eine entscheidende Rolle – sie wirken sich nicht nur auf das technische, sondern auch das kulturelle „Wie“ aus.
Welche Förderungen es gibt, um sich zur Bewältigung dieser Herausforderungen Expertenwissen ins eigene Unternehmen zu holen, stellte Anette Friedrich vom IWT (Institut der Wirtschaft Thüringens GmbH) anhand des Förderprogramms “unternehmensWert: Mensch plus” vor.
Ein praktisches Beispiel lieferte Reimund Meffert vom Saalfelder Unternehmen Batix Software GmbH. Anhand eines Kundenprojektes stellte er die Funktion, Einführung und Nutzung des innerbetrieblichen Mitarbeiter-Informationssystems NOAH vor. Anschaulich schilderte er, wie das System entstand, welche positiven Effekte es heute hat und wie es unter Mitwirkung der Mitarbeiter weiterentwickelt werden soll. Anschließend diskutierten die Teilnehmer angeregt über ihre Erfahrungen.