Der KI-Frühling 2025 liegt hinter uns – vier Wochen voller spannender Impulse, praxisnaher Einblicke und intensiver Diskussionen. In zwölf Veranstaltungen haben wir gemeinsam mit Expertinnen und Experten gezeigt, wie Künstliche Intelligenz den Mittelstand voranbringen kann – von der ersten Idee bis zur konkreten Umsetzung.
Besonders freut uns, dass das Interesse so groß war: Über 1.200 Anmeldungen aus ganz Deutschland und sogar ein Teilnehmer aus der Schweiz! Das zeigt, wie relevant das Thema KI für Unternehmen aller Branchen ist.
Doch was bleibt nach vier Wochen KI-Frühling? Josephine Ludwig hat mit Dr. Ninette Florschütz (NF) und Dr. Sebastian Gerth (SG), den Moderatoren des diesjährigen KI-Frühlings, über ihre Eindrücke, die spannendsten Fragen aus dem Publikum und die Rolle, die KI in Zukunft spielen wird, gesprochen.
Welche Veranstaltung ist euch besonders im Gedächtnis geblieben und warum?
NF: Zum einen ist die Eröffnungsveranstaltung immer etwas Besonderes. Die Aufregung ist noch groß. Die Frage, wie das Angebot des Zentrums auch von den Unternehmen angenommen wird, ist bis dahin noch unbeantwortet. Zum anderen erinnere ich mich an die dritte Veranstaltung – kurz zuvor haben wir einen Blick in die Anmeldungen geworfen und festgestellt, dass wir kurz zuvor den Anmelderekord vom letzten Jahr geknackt haben. Da war die Freude natürlich besonders groß und die Frage, ob wir für die Unternehmen „das Richtige“ dabei haben, wurde damit beantwortet.
Gab es eine Diskussion, die euch besonders überrascht hat?
Quelle: © Eleonora HamburgSG: Die Diskussion um den Schutz eigener Daten bei der Nutzung von KI-Tools war stets präsent und für die Teilnehmenden auch sehr spannend. Es kam vielfach die Frage auf, ob man den Entwicklern bzw. Anbietern von KI vertrauen könne, wenn man eigene Daten nicht für das weitere Anlernen der KI zur Verfügung stellen will – gleichzeitig solle die KI aber Antworten basierend auf den eigenen Daten treffen. Das ist in zweierlei Hinsicht diskutabel: Einerseits ist es absolut verständlich, dass man eigene Daten nicht Dritten für mehr oder weniger unbestimmte Zwecke verfügbar machen will. Gleichzeitig ist es aber andererseits auch so, als wolle man, dass die KI immer besser wird – aber nur mit den Daten anderer. Vertritt jeder diesen Standpunkt, wird Fortschritt schwierig. Für KMU, die dennoch alle Daten selbst im Blick behalten wollen, empfiehlt sich am Ende des Tages v.a. der Betrieb unternehmenseigener KI-Modelle – die dann aber auch selbst eingerichtet und gehostet werden wollen. Für erste Schritte in diesem Bereich stehen die KI-Trainer vom Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau gern zur Verfügung.
Welche Fragen oder Rückmeldungen der Teilnehmer fandet ihr besonders spannend?
Quelle: © Christoph Gorke
NF: Die Beiträge in den Chats zeigen uns immer wieder, dass es schon zahlreiche Unternehmen gibt, die sich umgesehen und vieles ausprobiert haben. Das ist sehr gut, denn Angststarre ist bekanntlich kein guter Berater in Veränderungsprozessen. Umso mehr freut uns, dass sich selbst diejenigen, die sich noch sehr vorsichtig umsehen, dennoch recht offen gegenüber der Technologie zeigen. Eine Anmerkung eines Teilnehmers hat zudem noch einmal deutlich gemacht, dass nur der Anfang schwer ist: Er war überrascht, dass sich der Einsatz generativer KI-Tools trotz verschiedener Anwendungsfelder dennoch ähnelt. So kommen für ganz unterschiedliche Anwendungsbereiche immer mal wieder die „altbekannten“ Tools ins Spiel, was zeigt: Es gibt einige Tools, die sehr variabel und vielfältig einsetzbar sind. Diese eignen sich dann auch hervorragend zum Experimentieren.
Habt ihr einen Trend oder eine Entwicklung im Bereich KI erkannt, der im KI-Frühling 2025 besonders deutlich wurde?
SG: Die Entwicklung von KI ist rasant und äußerst dynamisch. Besonders bemerkenswert ist die zunehmende Integration von KI-Tools in Arbeitsprozesse – das zeigt auch: Die Akzeptanz steigt insgesamt auch in den Unternehmen. KI-Modelle werden von KI-Frühling zu KI-Frühling auch immer leistungsfähiger. Für die KI-Entwicklung selbst kann man die zunehmende Multimodalität unterstreichen: KI-Systeme haben eine stärkere Fähigkeit entwickelt, mit verschiedenen Datentypen wie etwa Text, Bild, Audio und Video nahtlos zu interagieren. Besonders im Bereich der multimodalen Modelle, die in der Lage sind, Text zu verstehen, Bilder zu analysieren und sogar Videos zu generieren oder zu interpretieren, ist ein enormer Fortschritt zu verzeichnen. Diese Entwicklung geht über die traditionellen spezialisierten Modelle hinaus und eröffnet neue Anwendungsfelder, von personalisierten Lernsystemen bis hin zu fortgeschrittenen Kreativwerkzeugen.
Die Gäste hatten nach jeder Veranstaltung die Möglichkeit, einen Evaluationsbogen auszufüllen. Wie war das Feedback der Teilnehmer insgesamt?
SG: Wir freuen uns, dass der KI-Frühling von den Unternehmen sehr angenommen wird – jedes Jahr ein bisschen mehr, das sehen wir an den steigenden Teilnehmendenzahlen. Das Feedback zu den Inhalten ist insgesamt – wie auch in den Vorjahren – äußerst positiv. Natürlich ist nicht jede Veranstaltung für jeden gleichermaßen interessant, das ist völlig normal. Unser Ziel ist es, jedes Jahr für jeden etwas anzubieten und das scheint uns dem Feedback entsprechend auch ganz gut zu gelingen.
NF: Darüber hinaus haben die Teilnehmerzahlen in diesem Jahr gezeigt, dass wir mit dem Format und den Inhalten auf dem richtigen Weg sind. Wir hatten über alle Veranstaltungen hinweg 1246 Registrierungen – damit hat der fünfte KI-Frühling nochmal eine enorme Steigerung erfahren – das war in jedem Fall eine kleine Feier wert!
Die Gäste konnten in den Evaluationsbögen weitere Themenwünsche formulieren. Beeinflussen diese die Planung des KI-Frühlings 2026?
SG: Absolut. Am Ende eines jeden KI-Frühlings schauen wir uns mit dem gesamten Organisationsteam – dieses geht übrigens über die Moderatoren hinaus, denn auch im Hintergrund sind noch einige Mitarbeiter:innen mit dem KI-Frühling beschäftigt, denen ebenso großer Dank gebührt – die Themenwünsche genau an und richten unser Programm entsprechend im Folgejahr aus. Das geht nur mit den großartigen Partnern und Referenten – die Zusammenarbeit macht jedes Mal großen Spaß! Wir können daher immer nur dazu ermuntern, Wünsche auch zu formulieren. Wir versuchen, sie zu erfüllen!
Quelle: © DALL-E
Was kann man schon über den KI-Frühling 2026 verraten?
SG: Er wird wieder im März stattfinden und für jeden wird etwas dabei sein.
Die kostenfreie Veranstaltungsreihe ist eine gute Sache. Wie kann man Partner werden oder euch unterstützen? Was bringt mir das als Unternehmen/Institution?
SG: Wer beim nächsten KI-Frühling dabei sein möchte, meldet sich am besten bei den Moderatoren. Referenten haben dabei die Möglichkeit, ihre Expertise im Bereich KI oder anderen relevanten Themen einem breiten Publikum zu präsentieren und so auf sich aufmerksam zu machen. Dadurch können Unternehmen ihre Markenbekanntheit erhöhen und von der positiven Wahrnehmung der Veranstaltung profitieren. Dies kann zu einer höheren Sichtbarkeit führen – einerseits für die eigenen Angebote, andererseits aber z.B. auch für talentierte Fachkräfte. Durch die Unterstützung kostenfreier Veranstaltungen, die Wissen zugänglich machen, leisten Unternehmen einen gesellschaftlichen Beitrag und fördern den Wissenstransfer in der breiten Öffentlichkeit. Sie positionieren sich also als Vorreiter in einer ethischen und verantwortungsvollen Entwicklung und Nutzung von KI und schaffen Vertrauen bei potenziellen Kunden und Partnern. Auch können Unternehmen strategische Partnerschaften aufbauen, neue Kooperationsmöglichkeiten ausloten oder Business Development betreiben. Partnerschaftliche Multiplikatoren helfen dabei, ihrer Zielgruppe ein breites Spektrum an KI-Inhalten anzubieten, ohne dabei selbst inhaltlich oder organisatorisch aktiv werden zu müssen. So ist es am Ende eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.
NF: Leider ist der KI-Frühling ja nur einmal im Jahr – aber wir haben noch drei weitere Jahreszeiten, in denen die KI-Technologie nicht in den Hintergrund rückt. Es gibt ganzjährige Veranstaltungsreihen zum Einsatz von KI in verschiedenen Anwendungsfeldern, die vom Büroalltag bis hin zur Unternehmenskommunikation reichen. Darüber hinaus stellen sich KI-Pioniere in einer virtuellen Werkstatt vor und berichten über ihre Erfahrungen im Veränderungsprozess. So bleibt auch über das ganze Jahr hinweg KI ein zentrales Thema für uns. Die Termine finden Interessierte auf der Webseite im Veranstaltungskalender. Und wer Lust hat, sich inhaltlich daran zu beteiligen, kann sich jederzeit per Mail oder auch über LinkedIn direkt bei uns melden.
Vielen Dank für das Interview!
Bildquellen
- Dr. Gerth auf dem 5.Thüringer KI-Forum: © Eleonora Hamburg
- Dr. Florschütz auf der Tagung „Digitalisierung in der Produktion“ in Ilmenau: © Christoph Gorke
- Ankündigung KI-Frühling: © DALL-E
- Die Moderatoren des KI-Frühlings: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau