Gips und seine vielfältigen Modifikationen spielen eine zentrale Rolle im Bauwesen, nicht zuletzt aufgrund ihrer exzellenten Recyclingfähigkeit. Der jährliche Gipsbedarf in Deutschland liegt bei rund 10 Millionen Tonnen, wobei etwa die Hälfte aus Naturgips und die andere aus REA-Gips (ein Nebenprodukt der Kohleverstromung) stammt. Mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung gemäß dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) wird REA-Gips jedoch bis 2038 wegfallen. Eine vollständige Kompensation durch Recycling-Gips ist unwahrscheinlich. Eine bisher wenig genutzte Ressource ist das sogenannte Mischgestein, das beim Gipsabbau entsteht und aus den Mineralphasen Gips und Anhydrit besteht. Etwa 1 Tonne Mischgestein fällt bei 4 Tonnen gewonnenem Gips an und wird derzeit meist auf Halden abgelagert. Die hyperspektrale Bildgebung in Kombination mit Künstlicher Intelligenz könnte zukünftig dazu beitragen, diese bislang ungenutzte Rohstoffquelle effizienter zu erschließen. Ziel ist es, aufwendige thermogravimetrische Analysen zu ersetzen und präzisere Vorhersagen über die Zusammensetzung des Gesteins direkt vor Ort zu ermöglichen.
Insgesamt 13 Interessenten verfolgten den Vortrag von Herrn M. Sc. Patrick Hunold. In seinem Vortrag ging Herr Hunold einleitend auf die Problematik der Sortierung von Mischgesteinen ein. Neben der Beschreibung des Prinzips der Hyperspektralbildverarbeitung wurde die Hardware zur Spektralbildaufnahme erläutert sowie die eingesetzten Methoden des maschinellen Lernens mit den erzielten Erkennungsergebnissen im Bereich von 90 – 100 %, je nach angewandtem Klassifikationsverfahren, dargestellt. Nach dem Vortrag entwickelte sich eine Diskussion unter den Teilnehmenden, in denen unter anderem die Fragen zur technischen Umsetzung in der Praxis, möglichen Bandgeschwindigkeiten bei der Bildaufnahme sowie zum Einsatz einer reinen RGB-Farbkamera für die Datengewinnung diskutiert wurden. Weiterhin wurde auf Fragestellungen der Datensatzbeschaffenheit und Validierung eingegangen.
Über den KI-Stammtisch
Mit dem „KI-Stammtisch“ wurde ein regionales Veranstaltungsformat für Entwickler und Anwender von KI-Lösungen etabliert. Im monatlichen Rhythmus werden jeweils konkrete KI-Lösungen oder aktuelle Entwicklungen sowohl aus den Perspektiven der Entwickler als auch unter Aspekten möglicher Anwendungen vorgestellt. Im Mittelpunkt steht das gegenseitige Kennenlernen, die Vernetzung untereinander und vor allem der Wissens- und Erfahrungsaustausch.
Der nächste KI-Stammtisch findet am 6. November statt:
Bildquellen
- Gipsarten: © Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau