Wirtschaftscluster zeigen vor allem in Krisenzeiten ihre Potenziale für die Wirtschaft. Sie erschaffen Strukturen, die es Firmen und Institutionen ermöglichen, schnell wichtige Informationen, Kompetenzen und Ressourcen auszutauschen – agiler zu werden und vielfältige, weitreichende Entscheidungen auch „in Unsicherheit“ zu treffen. Eine Studie der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg und dem Projekt „Co-Learning Space für Hamburger Cluster“ beschäftigt sich damit, welche Beiträge Cluster in der Corona-Krise geleistet haben und welches Potenzial sie für in Zukunft bieten können.
Das Ziel der Studie lag unter anderem darin, die Leistungen von Clustermanagements darzustellen und zu ermitteln, wie auf Herausforderungen während Covid-19 reagiert wurde. Des Weiteren wurde untersucht, wie sich Anforderungen wandeln und welche Entwicklungen aus der Krise bestehen bleiben werden. Aus diesen Erkenntnissen sollen Anstöße für das zukünftige Vorgehen im Clustermanagement gegeben werden.
Teilnehmer der Studie waren 100 Mitarbeiter:innen und Geschäftsführer:innen von Clustern aus zahlreichen Technologiefeldern unterschiedlicher Größen aus allen deutschen Bundesländern. Sie erfolgte über einen Zeitraum von sechs Monaten und war gegliedert in Datenerhebung und -analyse, leitfadengestützte Expert:inneninterviews und der darauf basierenden Online-Befragung im Mixed Methods – Design. Bei der Befragung wurde auf eine repräsentative Verteilung von Geschlecht und Altersgruppen geachtet.
Ergebnisse der Studie
Die Studie stellte Auswirkungen auf mehreren Ebenen fest. Neue Anforderungen an das Clustermanagement entstanden aus der Restrukturierung der eigenen Abläufe, Kommunikation und Community-Arbeit, besonders aber durch die Veränderungen in den direkt betroffenen Unternehmen. Neue Probleme der Cluster-Mitglieder mussten schnell erkannt und Wege gefunden werden, darauf zu reagieren. Die Bedeutung der Cluster in der Krise spiegelt sich auch in den Antworten der Studie wieder: mit 97% wurde das Clustermanagement am häufigsten für die qualifizierte Informationsvermittlung in Anspruch genommen, gefolgt von Cross-Cluster-Zusammenarbeiten, dem Dialog mit der Politik, B2B-Match-Making, der Kommunikation von Risiken an die Politik und der Vermittlung finanzieller Hilfen. Besonders die hierfür verwendeten Tools haben sich gewandelt. Die großen Verlierer der Krise sind Messen, Konferenzen und Recruiting-Events, wohingegen sich der Trend nun stark zu virtuellen Austauschrunden und digitalen Collaboration-Tools entwickelt. In der Studie wurde hierfür ein umfangreicher Katalog erarbeitet, der neue Anforderungen mit entsprechenden Implikationen für das Clustermanagement und die Cluster-Förderung verknüpft.
Doch auch die Arbeitssituation der Clustermanager:innen hat sich stark gewandelt. 86% der Studienteilnehmer:innen berichteten über Herausforderungen bei der Trennung zwischen Beruflichem und Privatem, 93% über den Wegfall von sozialen Begegnungen am Arbeitsplatz, 80% über den Verlust an Spontanität und 41% waren von Veränderungen in der Kinderbetreuung beziehungsweise im Homeschooling betroffen. Aber nicht alle Veränderungen waren negativ. Als besonders positiv wurde die Einrichtung von Homeoffice, der damit verbundene Wegfall von Arbeitswegen, die veränderte Zeiteinteilung und der Zuwachs an Selbstorganisation von den Clustermanager:innen empfunden.
Die Krise als Chance
In Krisen werden festgefahrene Muster hinterfragt und so bergen sie auch immer Chancen für Restrukturierung und Innovation. Die Chancen der Covid-19-Krise manifestierte sich vor allem in der Digitalisierung administrativer Prozesse, der Findung neuer Kommunikationswege, in neuen Kooperationen und der Erschließung neuer Geschäftsfelder, nicht zuletzt durch die Entwicklung neuer Produkte und Ad-hoc Produkt- und Prozessinnovationen. Die Dienstleistungen des Clustermanagements wurden hierbei besonders für die Herausforderungen von Homeoffice, New Work und selbstständiger, dezentraler Zusammenarbeit, aber auch von über der Hälfte der Befragten für ein verstärktes Engagement für Nachhaltigkeit genutzt.
Für die Zukunft
Cluster bieten einen Raum für den qualifizierten Informationsaustausch, die Vernetzung und die Kooperation. Sie liefern ihren Teilnehmern zeitkritische Informationen und Chancen, um schnell auf Krisen reagieren zu können. Die Investition in die Entwicklung von Clusterstrukturen ist somit eine strategisch sinnvolle Entscheidung. Um ihr Potenzial auszuschöpfen, benötigen Cluster kontinuierliche Weiterentwicklung und eine krisensichere Finanzierung. Dann können sie als Innovationsäule sogar neue Entwicklungen voranbringen.
Bildquellen
- Regionale Cluster: (© PublicDomainPictures - Pixabay.com)