In Bereichen wie Onlineshops oder Social Media ist uns das auch – nicht zuletzt durch die DSGVO – besonders bewusst geworden. Doch was ist eigentlich mit Sensordaten? Wem gehören die Daten aus Anlagen und Maschinen und wer darf wie und wann was damit tun? Dieser komplexen Frage sind die Teilnehmer des 6. Sensorik 4.0-Stammtischs der Modellfabrik Migration am 13. September 2018 nachgegangen.
Der Stammtisch wurde dieses Mal bei der FALCOM GmbH in Langewiesen abgehalten. Die FALCOM GmbH ist ein führender Systemanbieter für Car-Sharing-Dienstleister, Flottenmanagement, Elektromobilität, Anlagensteuerung und intelligenter Gebäude- und Straßenbeleuchtungssysteme mittels mobiler Datenkommunikation. Auch dort ist die Frage nach der Datenhoheit groß.
Diplom-Jurist Gernot Kirchner vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz erklärte, dass die rechtliche Lage derzeit noch schwierig ist. Laut Gesetz kann man nur Eigentümer von Sachen sein. Aber sind Daten eine Sache? Das sind sie höchstens dann, wenn sie sich auf einem Datenträger befinden. Und was ist mit der Cloud? Da es an passenden Gesetzen mangelt, versucht sich die Gerichtsbarkeit mit den unterschiedlichsten Vorschriften zu behelfen: Urheberrecht, DSGVO, Wettbewerbsrecht, Strafrecht – der gesetzliche Schutz ist zur Zeit nur rudimentär vorhanden, so Kirchner. Da bleibt eben nur, Verträge abzuschließen, die die Eigentümerschaft der Daten klären.
Christoph Pospischil vom TÜV Thüringen e.V. kennt die Probleme zu Genüge: gerade moderne Fahrzeuge sammeln jede Menge Daten. Nicht nur die Orte an denen man sich aufhält lassen sich ausgeben, es ist z.B. auch möglich, herauszufinden, wie schnell man dorthin gefahren ist. Wenn nicht geklärt ist wem die Daten gehören wird es schon etwas schwieriger. Will man der Versicherung offenbaren, dass man ab und an zum Raser mutiert? Der Polizei? Dem Reifenhersteller? Mit dem neuen Projekt „Trustcenter Automotive“ soll der Fahrer in Zukunft selbst bestimmen dürfen, wer welche Daten sieht.
Guido Voigt, Technischer Direktor der FALCOM GmbH, berichtet, dass die FALCOM die Daten der Kunden nicht auswertet. „Wir nutzen die Kundendaten gar nicht. Ich empfehle den Kunden trotzdem, ihre Daten zu verschlüsseln. – Wie sagte mein Vater immer: ‚Pack was auf den Boden wenn es nicht herunterfallen soll!‘.“ Er sprach auch über die Big-Data-Mentalität, die heute sehr verbreitet ist. Viele Firmen sammeln erst einmal alle Daten, die sie bekommen können und überlegen später wofür sie sie verwenden können. Dabei ist das Löschen von Daten gar nicht so leicht wie man denkt. Mit einem einfachen in-den-Papierkorb-verschieben ist es jedenfalls nicht getan. Zum Glück entwickelt sich hier und da auch schon ein Gegenentwurf: der Smart-Data-Ansatz. Hier wird nur gespeichert, was auch benötigt wird. Nicht mehr.
Jörg Flügge von der Batix Software GmbH sprach von den vielen Schwierigkeiten, die die unklare Datenhoheit in der Praxis mit sich bringt. Eine Baumaschine, die sich von allein zur Baustelle bewegt ist eine gute Idee. Das lässt sich nur durch die Zusammenarbeit vieler Partner erreichen. Die circa 49 Verträge zur Datenhoheit, die aufgrund der schwierigen gesetzlichen Lage hintendran hängen, sind allerdings eine große Herausforderung. Denn was passiert, wenn ein Vertragspartner nicht unterzeichnen will?
Beinahe nahtlos ging der Stammtisch in die Diskussion über, bei der die Teilnehmer viel über die Einschränkungen für Unternehmen, aber auch über mögliche Lösungsansätze, diskutierten.
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