Statt in die Glaskugel schaute man gemeinsam auf die technischen Möglichkeiten und diskutierte die Herausforderungen, welche in den nächsten 10 Jahren auf mittelständische Betriebe zukommen. Noch ist die Digitalisierung im Mittelstand zu wenig ausgeprägt, resümierte Christian Hirte, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Vor diesem Hintergrund will das BMWi als Element der Mittelstandsstrategie ab 2020 einen Investitionszuschuss zur Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle für KMU ermöglichen. Soweit die gute Nachricht zu Beginn, welche vorrangig die Anwesenden Mittelstandsvertreter erfreuen dürfte.
Im Rahmen des Kongresses stellten die 26 bundesweit tätigen Kompetenzzentren ihre Arbeit vor, lieferten Ideen und Ansätze digitaler Geschäftsmodelle und Prozesse. Zahlreiche Best Practice Beispiele zeigten am Rand der Vorträge, wie digitale Transformation bereits in KMU umgesetzt wird. Als besonders wertvoll gestaltete sich zudem der Austausch der Anwender, Berater, Koordinatoren und Multiplikatoren. Zahlreiche Experten aus den Kompetenzzentren standen darüber hinaus für verschiedene betriebswirtschaftliche Themenbereiche Rede und Antwort.
Inspirierende Vorträge zeigten, wie sich Berufsfelder in den nächsten Jahren verändern werden. Neugier zur Problemlösung und Vertrauen in die Kraft der schöpferischen Intelligenz, dass stets neue Wege entstehen – diese Komponenten sollten im Entwicklungsprozess an erster Stelle stehen“, ermutigte Prof. Thomas Thiessen, Leiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Kommunikation. Es ginge nicht darum, das eigene Unternehmen innerhalb kürzester Zeit komplett zu digitalisieren, sondern vielmehr um eine Entwicklung in kleinen Schritten. Wichtig sei dabei, keine Insellösungen zu schaffen, sondern von vornherein die Vernetzung zwischen Menschen und Maschinen, ja sogar ganzen Betrieben, mitzudenken.
„Wir müssen erst lernen, was kein Markt mehr ist, um herauszufinden, was ein Markt sein könnte“, so Christian Loclair von Waltz Binaire in Berlin. Digitalisierung schafft Prozesstransparenz und bietet daher eine gute Chance, langjährige Prozessroutinen auf den Prüfstand zu stellen oder bislang noch nicht systematisierte Prozesse zu strukturieren und zu standardisieren. Sie lädt ein, Bestehendes kritisch zu hinterfragen, um sich auf einen Weg der konstruktiven Weiterentwicklung zu begeben. Dies verlange Unternehmern, Führungskräften wie auch Mitarbeitern Veränderungsbereitschaft, Offenheit und Interaktion ab. Ziel ist es dabei nicht, Kosten zu sparen, sondern vorhandenes Wissen zu sichern, Kompetenzen zu nutzen und datengestützt Entscheidungsprozesse zu erleichtern bzw. zu verbessern.
Rohitashwa Pant, Senior Vice President Industrie 4.0 Accelerator der Kuka AG hob hervor: “Selbst Sportvereine wie der FC Schalke und FC Bayern München erwägen, in E-Sports aktiv zu werden, weil der Bedarf da ist. Wir sind alle sind hierbei als Einäugige unterwegs und werden nur die Perspektive erweitern können, wenn wir Wissen teilen und gemeinsam auf eine Sache schauen. Seine frohe Botschaft: Roboter werden noch enger und kooperativer mit Menschen arbeiten – so bekommt in Zukunft jeder Mitarbeiter einen maschinellen Assistenten, der mal das Telefon bewacht, die Maschine steuert oder den Computer mit Daten füttert, während er sich zeitweite von seinem Arbeitsplatz entfernen kann. Dies birgt auch für bislang unflexible Arbeitsprozesse neue Freiräume für die Mitarbeiter.